Der alte Hund |
Alt werden ist keine Krankheit. Es ist ein natürlicher Prozess dem wir „alle „
ausgeliefert sind, der kein Lebewesen verschont. Wir sollten also möglichst
normal mit dem Alter umgehen und uns darauf einstellen.
Die ersten Zeichen können wir an
Äußerlichkeiten wie graue Schnauze oder graue Augenumgebung sehr deutlich
erkennen, wobei das auch wiederum von dem gesamten Haarkleid abhängig ist, denn
schwarze Hunde wirken sicherlich älter – man kann die graue Schnauze sehr gut
erkennen – als z.b. weiße Hunde, wo diese Anzeichen oftmals unsichtbar bleiben.
Aber es gibt auch andere Signale die auf das Älter werden hinweisen. Die
Sehkraft, sowie das Hörvermögen lassen nach, der Hund wird ruhiger, die Bewegung
ist eingeschränkter und auch das Verhalten kann sich ändern...bis hin zur
Alterssenilität. Meist aber reden die Halter bei einem alten Hund davon, dass
das Verständnis zwischen Mensch und Hund intensiver geworden ist, man kennt sich
bereits an Gesten und Stimme. Der jugendliche Übermut weicht dem besonnenen und
ruhigen Alter.
Es kann auch bei Hunden im Alter zu Altersstarrköpfigkeit oder Zickigkeit
kommen, der Hund scheint schneller gereizt zu sein, ihm gehen einige Dinge,
denen er früher souverän gegenüber stand, leichter auf die Nerven.
Kleine Hunde sollen wesentlich älter werden als große Hunde. Teilweise liegt es
daran, dass der natürliche Alterungsprozess bei kleineren Rassen später
einsetzt, als bei Größeren. Natürlich können auch noch andere Faktoren das
Altwerden beeinflussen, z.b. die Haltung. Hunde im Freien haben sicherlich ein
anstrengenderes Leben, altern schneller, als Hunde die unter angenehmeren
Bedingungen – im Haus - leben. Meist drängen draußen gehaltene Hunde im Alter
ohnehin ins Haus, da sie kälte- aber auch hitzeempfindlicher mit zunehmendem
Alter werden.
Bei unseren Hirtenhunden hat sich die Erkenntnis über das „schnellere“ Altern
auf Grund von Körpergröße offensichtlich noch nicht herumgesprochen, denn das
durchschnittliche Alter liegt bei ihnen zwischen 11 und 13 Jahren, wobei
durchaus auch ältere Vertreter anzutreffen sind.
Abschied
Irgendwann heißt es dann Abschied
nehmen, ein Augenblick vor dem sich jeder Hundehalter fürchtet ......
Das Märchen von der Traurigkeit – von Inge Wuthe
Es war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlang kam. Sie war wohl
schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen
Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei der zusammen gekauerten Gestalt blieb
sie stehen und sah hinunter. Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien
fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen
Konturen. Die kleine Frau bückte sich ein
wenig und fragte: „ Wer bist du?“
Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. „ Ich? Ich bin die Traurigkeit„,
flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war. „Ach,
die Traurigkeit!„ rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte
Bekannte begrüßen. „Du kennst mich?„ fragte die Traurigkeit misstrauisch.
„Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges
begleitet.„ „Ja, aber.....„, argwöhnte die Traurigkeit, „warum flüchtest du dann
nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?„ „ Warum sollte ich vor dir
davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden
Flüchtigen einholst. Aber was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos
aus?„
„ Ich.....ich bin traurig„,
antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme. Die kleine, alte Frau setzte
sich zu ihr. „ Traurig bist du also„, sagte sie und nickte verständnisvoll mit
dem Kopf. „Erzähl mir doch, was dich so bedrückt.„ Die Traurigkeit seufzte tief.
Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das
schon gewünscht. „Ach, weißt du„, begann sie zögernd und äußerst verwundert, „
es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter
die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber
wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und
meiden mich wie die Pest.„ Die Traurigkeit schluckte schwer. „ Sie haben Sätze
erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben
ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie
sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie
sagen: man muss sich nur zusammenreißen. Und sie spüren das Reißen in den
Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge w einen . Und die
aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit
Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen.„ „ Oh ja„, bestätigte
die alte Frau, „ solche Menschen sind mir schon oft begegnet.„
Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. „ Und dabei will ich
den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich
selbst begegnen.
Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist,
hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf, wie eine schlecht
verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all
die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die
Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Statt dessen schminken
sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken
Panzer aus Bitterkeit zu.„ Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach,
dann stärker und schließlich ganz verzweifelt. Die kleine, alte Frau nahm die
zusammengesunkene Gestalt tröstend in
ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte
zärtlich das zitternde Bündel.
„ Weine nur, Traurigkeit„, flüsterte sie liebevoll, „ ruh dich aus, damit du
wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern.
Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht
gewinnt.„ Die Traurigkeit hörte auf zu weinen . Sie richtete sich auf und
betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: „ Aber......aber – wer bist eigentlich
du?„ „Ich?„ sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie
wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen. „ Ich bin die Hoffnung.„
alle Farben dieser Welt - ein Märchenbuch – Lucy Körner Verlag