Welpenprägungsspieltage

 
    von Stefanie Schürmann

Unser Motto:
Seinen Welpen nur zu lieben, ist zu wenig für ein ganzes Hundeleben!

Für die Teilnahme an einem Prägungsspieltag sollten Sie genug Zeit mitbringen, da wir die wichtigste Phase im Leben des Welpen nicht im Eilzugtempo vergehen lassen wollen.
Bei uns haben die Welpen deshalb nicht nur 1 Stunde Spiel und sonst nichts, sondern wir reservieren jeden Samstag gut 3 Stunden nur für die Welpen in der Prägephase von der 8. bis zur 16. Woche.
Hier sollen sie neben ausgiebigem Spiel, das ihnen die Gelegenheit zum Einüben des richtigen Sozialverhaltens gibt, auch mit verschiedenen Geräuschen, Bodenbelägen, Tunneln und anderen Dingen Bekanntschaft machen. Eine gemeinsame Fütterung sorgt für anständige Manieren im Zusammenhang mit Futter und der Theorie-Teil gibt dem Besitzer die Möglichkeit viel über Hunde zu erfahren und auch seine eigenen Fragen und Probleme anzusprechen.

Hier nun ein wenig wichtige Theorie zum Thema Prägung:

Unter Prägungsphase versteht man einen befristeten Zeitraum, innerhalb dessen Lernerfahrungen zu fast unauslöschlichen Ergebnissen führt. Wir kennen beispielsweise die Ortsprägung ( z.b. beim Lachs oder Brachvogel ), Sexualprägung ( Erkennen des gleichartigen Partners ), Objektprägung ( z.b. Erkennen des Menschen als Sozialpartner ), Umweltprägung oder Sozialprägung ( Einstudieren wichtiger Verhaltensweisen im Sozialverband ).
Beim Hund beginnt die Prägephase mit der 4. Lebenswoche, erreicht ihren Höhepunkt zur 12. Lebenswoche und läuft dann bis zur 16. Lebenswoche aus.
Erfahrungen, die der Welpe bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gemacht hat, lassen sich nur noch schwer oder nie nachholen.

Entwicklungsphasen des Hundes:  
   
1. Vegetative Phase 0. Woche - 2. Woche
2. Übergangsphase 2. Woche - 3. Woche
3. Prägungsphase 4. Woche - 8. Woche
4. Sozialisierungsphase 9. Woche - 12./13. Woche
5. Wurfrangordnungsphase 3. Woche - 13. Woche
und 13. Woche - 16. Woche
6. Rudelordnungsphase 5. Monat - 7. Monat
7. Pubertätsphase (unterschiedlich) 7. Monat bis... (je nach Rasse)
8. Adoleszensphase (unterschiedlich) ab ca. 2 Jahren....(je nach Rasse)

So ergibt sich auch schon ein Defizit, wenn sich der Züchter nicht schon um die artgerechte Prägung kümmert. Deshalb sollte man hier besonders umsichtig auswählen !

Nach H. Weidt kommt der Hund mit einem angeborenen Wissen ( den sog. inneren Lehrmeistern ) auf die Welt. In diesem erblichen Verhaltensprogramm befinden sich offene Stellen, die durch Lernen aufgefüllt werden und so ein entsprechend angepasstes Verhalten entstehen lassen.
Mit der Geburt setzt sich eine Lernspirale in Gang. Je mehr Körper und Sinnesorgane reifen, umso mehr Lerneindrücke können gesammelt und gespeichert werden. Bleiben diese Lerneindrücke aus, bleibt das Verhalten des Hundes auf das angeborene wölfische Grundkonzept beschränkt ( Kaspar Hauser Effekt ).

Das hört sich reichlich theoretisch an, ist aber die Minimalgrundlage zum Verständnis einer optimalen Welpenprägung, der in Zeiten zunehmender Hundefeindlichkeit und den immer enger werdenden Wohnbereichen eine immer größer werdende Bedeutung zukommt.

Hier einiges zur Durchführung von guten Welpenprägungsspieltagen:

Prägungsspieltage ( Achtung: Nicht alles was sich so nennt sind auch solche! ) sind grundsätzlich bilateral angelegt.

Zum einen soll der Welpe, der mit 8 Wochen die Wurfgemeinschaft verlassen muss, damit er sich seinem Sozialpartner Mensch anschließt, auch weiterhin innerartlich kommunizieren können. Die Fähigkeit dazu kann er nur im Spiel mit gleichaltrigen Artgenossen erlangen. Auf eine gemischte Gruppe ist hier großer Wert zu legen, damit sich nicht ein einheitliches Artbild im Gedächtnis festsetzt. Auch ist darauf zu achten, dass möglichst keine erwachsenen Hunde das Spiel stören, da diese andere Verhaltensprioritäten dem Welpen gegenüber setzen, wie z.b. Einhalten der Individualdistanz, Tabuisierung von Gegenständen oder Plätzen, Einhaltung des Begrüßungsrituals. Erwachsene Hunde sind sozusagen die Testinstanz des gelernten Sozialverhaltens und werden von unseren Trainern durch die eigenen gut sozialisierten Hunde gezielt eingesetzt.

Andererseits muss der Hund Sicherheit zur Umwelt aufbauen, und zwar in der Beziehung zu "seinem" Menschenrudel und anderen Menschen. Insbesondere auf die grundlegenden Gehorsamsübungen ist hier Wert zu legen, die den Hund auch soziale Sicherheit in seinem Menschenrudel finden lassen ( Gehorsam vermittelt zusammen mit Konsequenz im häuslichen Bereich dem Hund eine sichere Rangordnungsstruktur ).

Zur Umwelt gehören aber auch für den Welpen bisher unbekannte Geräusche und optische Eindrücke. Gerade solche sind für ihn weniger stressbesetzt, wenn sie in einer entspannten spielerischen Atmosphäre der Gruppe erfahren werden und nicht urplötzlich auf der Straße.

Praktisch sieht ein Prägungsspieltag folgendermaßen aus :

Treffen der Gruppe am Hundeplatz. Bis alle Welpen mit ihren Besitzern da sind, wird ausgiebig gespielt. Hat sich die erste Begeisterungswelle gelegt, werden Fahrgemeinschaften gebildet und es geht nach einer kurzen gemeinsamen Autofahrt zum Trödelspaziergang ins Gelände, z.b. eine Wiese mit Waldrand.
Nachdem die Welpen den Ort erkundet haben, heißt es alle an die Leine zur 1.Übung, dem Herankommen. Der Welpe lernt jetzt das Kommando "hi
er" kennen und befolgen, auch wenn er seinen Menschen nicht mehr sieht, sondern im Versteck finden muss. Nach einer weiteren Spieleinheit ist dann ein kurzes Stück Leine gehen für jeden Welpen angesagt. Wieder zurück auf dem Hundeplatz steht z.b. ein Tunnel auf der Spielwiese, knallbunt und mit mehreren Eingängen. Meistens reicht die Neugier eines einzelnen Welpen, um die ganze Meute zu einem wilden Tunnelspiel zu veranlassen. Dann ist erst einmal Pause angesagt. Es geht in die Schutzhütte und die Welpen üben sich im Ruhegeben, während die Halter einen kurzen Vortrag über ein Theoriethema hören. Nach der Beantwortung aller anstehenden Fragen steht eine gemeinsame Fütterung der Welpen mit einem hochwertigen Trockenfutter auf dem Plan. Hier werden gezielt akustische oder optische Reize eingestreut. Zusätzlich lernen die Welpen ein futterneidloses Fressverhalten. Nachdem die Welpen Gelegenheit zum lösen und Spielen bekommen haben, darf jeder Welpe noch eine kleine Gehorsamsübung absolvieren ( z.b. Sitz oder Platz ), die dann auch gleichzeitig die Hausaufgabe zum nächsten Mal ist.
Auf dem Weg zu den Autos können die Welpen noch eine "Abschlussrunde" spielen und dann bis zum nächsten mal.

Während der Spielphasen werden die verschiedenen Verhaltensweisen vom Trainer kommentiert und den Besitzern erklärt. Ebenso werden die Besitzer bei falschem Verhalten korrigiert ( z.b. streicheln eines ängstlichen Welpen,
Duldung von anspringen ) oder das richtige Einschreiten bei undiszipliniertem
Spiel demonstriert ( zu rüpelhaftes Spiel oder Nichtbeachtung der Beißhemmung).

Vorraussetzungen:
Der feste Wille für die wichtigsten 8 Wochen im ca. 15 jährigen Leben des Hundes 8 Samstagnachmittage zu investieren.
Vorschriftsmäßige Entwurmung und Erstimpfung ( 1.Spritze )
Der Hund muss im Haus mit seiner Familie leben, bei Zwinger- oder Freilandhaltung bringt ein Prägungsspieltag überhaupt nichts!

 

Wenn Sie sich weiter informieren möchten schauen Sie unter:
www.welpen-praegungsspieltage.de

Mit diesem Artikel wollen wir Hundehalter auf die Wichtigkeit der sensiblen Phase hinweisen und ihnen anhand unseres Beispiels einen Richtwert für das Auffinden guter Welpengruppen geben.

Die Suche nach einer guten Gruppe muss dann allerdings der Welpenaspirant in die eigene Hand nehmen und zwar schon im Vorfeld, bevor er den Welpen bekommt. Ansonsten ist der Besitzer eines Hundes ganz schnell im Zugzwang was bedeuten würde, dass jedes Angebot angenommen wird. Wie aber bereits erwähnt: Nicht alles was sich Prägungsspieltage nennt ist auch so!!

Quellen ( u.a.): Ute Narewski "Welpen brauchen Prägungsspieltage"
Heinz Weidt "Der Hund mit dem wir leben: Wesen und Verhalten"